Der leitende Tierschutzbeauftragte Xin Pei reflektiert über die Wichtigkeit von Wissen, Bildung und Bewusstsein auf seinem persönlichen Weg, die Bedürfnisse von Tieren zu verstehen und über die Freude, sein Wissen bei der Arbeit mit Animals Asia in China zu teilen.
Als ich Highschoolstudent war, scheiterte ich dabei, einem verletzten Spatzen zu helfen.
Als der Vogel mich ihn aufheben ließ, war ich fasziniert vom Urvertrauen über Artengrenzen hinweg. Vorsichtig bettete ich ihn in einen Karton, um mich nach der Schule weiter um ihn zu kümmern.
Er überlebte den Nachmittag nicht mehr.
Zehn Jahre später verfolgte ich das Begräbnis eines asiatischen Schwarzbären, der vor seiner Rettung durch Animals Asia Jahre des grausamen Galleabzapfens erlitt. Ich fühlte mich an den Moment erinnert, als ich ein Loch aushob um den kleinen Vogel zu bestatten.
Es fällt mir ein wenig schwer, es zuzugeben, aber mir wurde klar, das vielleicht mein Hilfeversuch für den Tod des Vogels verantwortlich war. Ich nahm ihn aus Mitgefühl mit, hatte aber keine Ahnung, wie man genügend Futter, Wasser, Raum und Geborgenheit zur Verfügung stellte, damit er sich erholen konnte. Schlimmer noch: Vielleicht war er gar nicht verletzt, sondern absolvierte gerade seine ersten Flugversuche. Die letzten Stunden seines Lebens müssen hart gewesen sein, voller Verzweiflung und Stress; etwas, das ich nie beabsichtigte.
Bevor ich begann, bei Animals Asia zu arbeiten, sah ich das nicht. Als Naturschützer tendierte ich dazu, das große ganze Bild des Ökosystems zu betrachten, übersah dabei aber manchmal das individuelle Leben. Für ein individuelles Leben, ob nun menschlich oder tiersich, ist es essentiell, dass seine grundlegenden, physischen und psychologischen Bedürfnisse berücksichtigt werden. Es geht dabei nicht nur um die Liebe zum Tier, sondern auch darum, es als Individuum wahrzunehmen.
Jedoch: Was wir als hilfreich, oder gar als Liebe verstehen, muss nicht immer gut für's Tier sein. Ein paar Beispiele dafür:
Ironischerweise machen wir oft das „Richtige“ für unser Gewissen, aber das „Falsche“ für die Tiere und die Umwelt.
Als ich versuchte, den Spatz zu retten, war es die gleiche Situation. Hätte ich gewusst, dass es das Beste gewesen wäre, den Vogel auf den Boden in der Nähe des Nestes zu lassen, hätte ich ihn nie in den Karton verfrachtet.
Das Wissen um Tiere ist einer der Schlüssel für bessere Lösungen. Egal ob für Farm-, Haus- oder Wildtiere; Aktionspläne zur besseren Behandlung von Tieren sollten wissenschaftliche Konzepte des Tierschutzes und die Aufklärung über tierische Bedürfnisse, Verhaltensweisen, Psychologie und Medizin mit einschließen.
Das ist das Prinzip meiner Arbeit in der Tierschutzabteilung von Animals Asia.
Wir stehen in engem Austausch mit internationalen Experten auf dem Feld des Tiermanagements und Tierverhaltens, sowie der Verhaltensanreicherung und Veterinärmedizin. In Zusammenarbeit mit dem chinesischen Verband zoologischer Gärten bringen wir unser Wissen in chinesische Zoos und Safariparks, wo wir Workshops und Trainingsprogramme veranstalten.
Dieses Wissen machen wir aber auch der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich.
Meine Präsentationen in Schulen und Universitäten beginnen stets mit einer Einführung in tierische Empfindungsfähigkeit und Bedürfnisse und Konzepte des Tierschutzes.
Jenseits der Arbeit von Tierfreunden und -experten, zeigt die chinesische Öffentlichkeit, dass sie sich Tierquälereien immer mehr bewusst wird und beweist riesigen Eifer, etwas zu verändern.
Seit 2009 arbeitet Animals Asia daran, die grausame Wahrheit hinter Tiervorführungen aufzudecken und diese Industrie zu beenden. Zunehmend fühle ich mich durch die breite öffentliche Teilname an unseren Kampagnen angespornt.
Unser „Not Born to Perform“-Posterwettbewerb erzielte über 2.000 Einsendungen und über 10.000 Abstimmungen online. Talentierte Designer drückten ihre Oppositon gegen eine unnötige Industrie aus und ihre Arbeit wurde weit über städtische Plätze, Schulen und Universitäten verteilt, einschließlich dem Pekinger Zoo.
Wir veröffentlichen Nachrichten über Tierquälereien und Errungenschaften im Tierschutz auch bei Weibo, dem chinesischen Pendant zu Twitter, und wenn auch immer noch viele Wanderzirkusse in China unterwegs sind, glaube ich, dass unsere Arbeit letztendlich genug Einfluss haben wird, um das Geschäft mit Tiervorführungen zu beenden.
Als Tierfreund geboren, ist es für mich eine Freude, die Möglichkeit zu haben, immer dazuzulernen und mehr Wissen über Themen der Tierquälerei und des Tierschutzes anzuhäufen. Wissen, dass ich in China und der ganzen Welt weitergeben kann.