„NUR ein Schwein?” Wie eine Animals-Asia-Kampagne allen Tieren in Vietnam hilft

16. März 2016

Es begann mit einem Brief, der sich gegen das rituelle Schlachten von Schweinen als Teil des vietnamesischen Fests zum neuen Mondjahr richtete – und es endete damit, dass die vietnamesische Regierung gegen ALLE grausamen Feste vorgeht.

Die Mitarbeiter des Animals-Asia-Büros in Hanoi haben so etwas noch nicht erlebt. Ihr Protest gegen das Schweinschlachtfest in Nem Thuong wurde in Vietnam zu einer riesigen Angelegenheit und die Medien berichteten dauerhaft darüber.

Auf den ersten Protest, Ende 2013, folgten im Jahr 2014 mehr als 60 Artikel. Ein Jahr später wuchs die Zahl auf über 160 an, darunter auch Filmberichte des vietnamesischen Fernsehens, die von VTV1 und HanoiTV ausgestrahlt wurden.

VnExpress führte eine Online-Umfrage durch, nach der 79% der Öffentlichkeit dafür sind, derartige Grausamkeiten einzustellen.

Die Leiterin der Kommunikation in Vietnam, Trinh Thuy Phan:

„Wir haben viele Jahre mit den Medien gearbeitet – in erster Linie wegen der Bärengallefarmen – indem wir Reporter auf unsere Rettungsaktionen mitnahmen und ihnen die Grausamkeiten der Bärengallefarmen zeigten. Wir wussten, dass wir bei den Medien eine Menge Freunde haben, aber die Reaktion auf den Protest gegen die Nem-Thuong-Feier übertraf alles, was wir bisher erlebt haben. Wir haben die Medien auf diese Thematik hingewiesen, aber auf vielfache Weise bekam die Geschichte durch die Faszination der Medien eine Eigendynamik. Darüber hinaus wurde das Thema unter den vietnamesischen Bürgern heiß debattiert und am Ende erkannte die Regierung, dass sie reagieren musste.“

Von diesem Zeitpunkt an entwickelten sich die Reaktionen der Regierung wie ein Schneeballsystem:

Februar 2015: Ein Kongressmitglied schlägt vor, Feste zu verbieten, die Tieren Leid zufügen.

März 2015:  Minister und Regierungsvorsitzender schlagen vor, Rituale abzuschaffen, „die nicht zu einer zivilisierten Gesellschaft passen“.

Dezember 2015: Minister für Kultur, Sport und Tourismus fordert, dass das „brutale und unzivilisierte“ Fest beendet wird.

Im Februar 2016 begann die Regierung ihre Einwände als Gesetze zu formulieren und brachte mit dem Premierminister ein Dokument zur „öffentlichen Anweisung“ auf den Weg, in dem ein Ende von Tieropfern und Grausamkeit skizziert wird.

Dann kam vom Minister für Kultur, Sport und Tourismus ein Rundschreiben, in dem grausame Rituale abgelehnt wurden, die „nicht länger passend“ seien.

The two terrified  pigs were tied up, covered with paint, and forced into a crate

Das Nem-Thuong-Schweineschlachtfest war bereits vor der Veröffentlichung der neuen Regierungsforderungen geplant und fand daher statt. Allerdings versuchten die Veranstalter, Politiker und Öffentlichkeit zu beschwichtigen, indem sie die Schweine unter Ausschluss der Öffentlichkeit töteten. Ein Schritt, der beweist, dass die Kampagnen Wirkung zeigen. Animals Asia indes schwor, weiter gegen die Grausamkeit zu kämpfen.

In der Zwischenzeit wurde darüber berichtet, dass das „Büffelstechen“ während eines Festes in Buon Don, Dak Lak, ausgesetzt wurde. Auch wenn es wieder Informationen darüber gab, dass es zu privaten, weniger schrecklichen Tieropfern kam.

Allerdings wurde auf Büffelkämpfe bei Festen in Phuc Tho (Hanoi), Phu Son (Bac-Ninh-Provinz) und Bao Thang (Lao-Cai-Provinz) verzichtet.

Ende der Grausamkeit

Dave Neale, Animals Asias Tierschutzdirektor:

„Als wir die Kampagne starteten, haben sich einige gefragt, warum wir ,nur wegen eines Schweins’ kämpfen. Unabhängig von der betroffenen Tierart und der Anzahl der Opfer galt unsere unumstößliche Überzeugung, dass Tiere weder zu unserer Unterhaltung da sind, noch dass sie für Traditionen leiden sollen. Denn das furchtbare Ende dieses gesamten Spektrums ist das Töten von Tieren zum Wohle von Traditionen, was absolut falsch ist. Ich glaube, dass wegen der öffentlichen Debatten Millionen weiterer Vietnamesen zu diesem Schluss kamen, darunter auch leitende Verantwortliche der Regierung.“

Animals Asias Tierschutzbeauftragter, Nguyen Tam Thanh, fügt hinzu:

„Das ist eine Kampagne, die den vietnamesischen Mitarbeitern sehr nahe geht. Wir waren auf dem Nem-Thuong-Fest, haben Fotos gemacht und Journalisten empfangen. Für Tierfreunde ist das keine erfreuliche Aufgabe, aber es galt uns als Pflicht und es erwies sich als fruchtbar. Die Zahl der Tiere, die durch die Ergebnisse gerettet werden, übersteigt bei Weitem die Zahl der Tiere, die direkt durch das Fest betroffen sind. Die Menschen begreifen, dass ein Schwein mehr als nur ,irgendetwas’ ist. Es ist ein lebendes, fühlendes Wesen. Durch die internationalen Schlagzeilen, die das Fest auslöste, sehen viele Vietnamesen diese Tradition in ganz anderem Licht. Vietnam behauptet stolz von sich, eine moderne Gesellschaft zu sein – die Vietnamesen wussten, dass diese Art der ,Tradition’ nicht zu einem Land gehören kann, wie es sich heute darstellt.“

 


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