Tierärzte bringen Hoffnung und erfahren Leid in Nanning

24. Juli 2014

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Das Team der Tierärzte, das jetzt in Nanning arbeitet, hat den Vorteil dass Sie Ausrüstung und Versorgungsgüter nutzen können, die schon vorab verschickt worden waren.

Ein Operationstisch, ein Narkoseapparat und eine Klimaanlage bedeuten mehr Komfort bei der Arbeit im immer noch schwül heißen chinesischen Sommer. Doch weil jetzt zwei Teams bei der Arbeit sind, geht es noch immer eng zu.

Die Bären, die trotz der besseren Verpflegung nicht an Gewicht zugenommen haben, wurden für die Untersuchungen bevorzugt ausgewählt. Denn das ist oft ein Zeichen schwerwiegender Gesundheitsprobleme wie Krebs im Endstadium.

Zwar laufen die Untersuchungen noch, doch die Mitglieder der Tierarztteams haben Berichte von einigen der Bären gesandt, die in den ersten Tagen der Aktion schon untersucht worden waren. Traurigerweise gab es auch einen Todesfall.

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Themba

Als die Tierärzte Themba zur Untersuchung fertig machten, verstarb er. Sein Gewicht hat uns schon lange Sorgen bereitet und als diese Woche sein Appetit weiter abnahm wurde er an die erste Stelle der Untersuchungsliste gesetzt.

Tierärztin Mandala Hunter:

„Als er seine letzten Atemzüge machte, konnten wir ihm nicht helfen. Eine Autopsie wurde durchgeführt und zu unserer Überraschung fanden wir keinen Lebertumor oder Schäden an der Gallenblase. Ohne dass wir alle Analyseergebnisse kennen, können wir die genaue Todesursache nicht feststellen. Am wahrscheinlichsten sind Magengeschwüre oder Magenkrebs.“

Nic Field, Direktor der Bären- und Tierärzteteams:

„Das war der schlimmstmögliche Start in den Tag. Themba war an erster Stelle für den Gesundheitscheck, doch niemand war auf einen solchen akuten Verlauf vorbereitet und er verstarb vor den Augen des Teams. Alle haben die ganze Woche über ohne Pause professionell und hart gearbeitet. Sie alle machen mich stolz wie sie weit weg von Chengdu und mit sehr beschränkten Mitteln arbeiten.“

Derek

Derek hat die letzten Monate nicht zugenommen und er zeigte eine Reihe von Behinderungen wie Blindheit auf einem Auge durch Katarakte, Verlust von Haaren und schwerwiegende Zahnprobleme.

Zum Glück ergaben sich keine weiteren Probleme und die Tierärzte waren froh, dass Derek an Gewicht zugelegt hat.

Jill Robinson MBE, Gründerin und CEO von Animals Asia:

„Als wir Derek’s Maul für den Narkoseschlauch öffneten, herrschte schockierte Stille. Er hatte fast keinen Zahn mehr. Alle Schneidezähne, Eckzähne und die meisten Backenzähne waren entfernt worden und es verblieben ihm nur mehr sechs Backenzähne. Derek wurden auch die Klauen abgeschnitten und es war schrecklich sich vorzustellen, dass seine Zähne und Klauen alle in einer einzigen verstümmelnden Operation in einer vorherigen Farm entfernt worden sind.“

Nach der Zahnbehandlung bekommt Derek weiter nahrhaftes Futter, um ihn zu stärken. Die Tierärzte sind voller Hoffnung, dass seine anderen Gesundheitsprobleme nicht ernst sind.

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Wilberforce

Auch Wilberforce ist ein magerer Bär – er verliert die Haare an seinen knochigen Hüften und seinem Rumpf – obwohl er in den letzten sechs Wochen mehr nahrhaftes Futter bekommen hat.

Er ist in schlechter Verfassung, hat Wunden am Kopf wegen des stereotypen Reibens gegen die Gitterstäbe und seine Muskeln sind verkümmert.

Die Tierärzte können noch nichts über die Ursachen der Probleme von Wilberforce sagen, ehe die Untersuchungsergebnisse vorliegen. Denn es sind mehrere Ursachen und Kombinationen von Problemen sind denkbar.

Inzwischen wurde Wilberforce entwurmt und seine drei schlimm zerbrochenen und entzündeten Eckzähne wurden entfernt.

Die Operation hat dabei geholfen, dass Wilberforce danach in einer viel besseren Verfassung ist. Doch weil es Anzeichen gibt, dass ihm mittels eines Metall- oder Latexkatheters der Gallensaft abgezapft worden ist, ist er bei der Umsiedlung nach Chengdu für einen weiteren Gesundheitscheck und möglicher Bauchoperation vorgemerkt.

Wilberforce health check 2

Gaius Musonius Rufus  

Der Mondbär Rufus hat in seinen 13 oder 14 Jahren in den Fängen der Bärengalleindustrie sehr leiden müssen.

Seine Klauen der Vorderpfoten wurden auf grausame Weise entfernt und seine vier Eckzähne wurden bis aufs Zahnfleisch zurückgeschnitten.

Die Tierärzte konnten diese Eckzähne entfernen und die verwundeten Pfoten versorgen.

Als Opfer der „frei laufenden“ Methode der Gallensaftextraktion hat Rufus eine Narbe am Bauch. Eine Ultraschalluntersuchung ergab auch eine verdickte Gallenblase die wohl auch entfernt werden muss.

Der Gesundheitszustand von Rufus nach der Operation macht den Tierärzten noch Sorge. Womöglich sind weitere Maßnahmen in den kommenden Tagen nötig.

Jill Robinson:

„Dafür, dass in der Nanning Farm die letzten zwei Jahre kein Gallensaft mehr abgezapft wurde sind wir sehr dankbar – das hat zumindest den Körpern dieser Bären erlaubt wieder zu heilen. Wir sehen hier die wirklich schlimme Realität einer Bärenfarm – doch die Lage könnte wesentlich schlimmer sein wenn Herr Yan und seine Mitarbeiter dieser schrecklichen Praxis nicht abgesagt hätten.“

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Gummy Bear

Gummy Bear wurde von den Tierärzten wegen ihrer Zahnprobleme zur Untersuchung eingeteilt, weil diese ihr Schwierigkeiten beim Fressen bereiteten.

Auf dem Operationstisch entdeckte man, dass praktisch alle ihrer Zähne verfault waren.

Tierärztin Emily Drayton:

„Der Grad der Erkrankung Ihrer Zähne war der schlimmste, den ich je gesehen habe. Die Zähne fielen praktisch aus dem Zahnfleisch heraus und waren sicherlich sehr schmerzhaft. Dazu verursachten sie wohl auch eine hohe Bakterienbelastung im Maul und potenziell auch in ihrem Blut.“

Zusammen mit Abweichungen die die Ultraschalluntersuchung ergaben und Anzeichen einer Leberkrankheit entschloss sich das Team zu einer Bauchoperation, um nach lebensgefährlichen Tumoren zu fahnden.

Zum Glück für Gummy Bear wurde dabei der schlimmste Fall ausgeschlossen.

Antibiotika und Schmerzmittel wurden verschrieben und umfangreiche Operationen an den Zähnen wurden durchgeführt. Die Tierärzte sind voller Hoffnung, dass sie sich wieder ganz erholen wird.

Gummy Bear pre-health check


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