Animals Asias Tierschutzbeauftragter, Nguyen Tam Thanh erzählt
Wie die meisten von uns, aß ich auch Fleisch, während ich heranwuchs. Meine Kindheit war nicht anders als die so vieler anderer.
Ich wuchs auf dem Land auf, wo Rinder, Federvieh und Haustiere überall zu finden waren. Meine Eltern hielten Schweine, Hühner, Tauben und ich hatte immer Hunde und Katzen zu Hause.
Damals dachte ich, wie die meisten Menschen, nicht darüber nach, wie wir Tiere als Nahrung verwenden.
Ich war immer fasziniert von Tieren und ich verbrachte Stunden damit, die Unterschiede zwischen Küken und Ferkeln zu beobachten. Ich liebte sie alle und ich sah, dass alle auf ihre Weise interessant sind und dennoch aß ich ihr Fleisch.
Als ich heranwuchs und die Universität abschloss, kümmerte ich mich um einen Berufsweg. Damals wollte ich vor allem einen sicheren Job, mit einem guten Einkommen und einer guten Arbeitsumgebung.
Ich hatte ziemlich Glück, dass ich im vietnamesischen Bärenrettungszentrum von Animals Asia als Übersetzer anfangen konnte. Das war der Augenblick, an dem meine besondere Liebe zu Tieren aufkeimte und ich bin sicher, dieses Gefühl wohnt in jedem Herzen.
Als ich in der Rettungsstation arbeitete, erlebte ich Bären, die kurz zuvor noch auf fürchterliche Weise von Menschen misshandelt wurden. Anfänglich waren die Tiere noch verängstigt und hassten wohl Menschen, die sie ja nur gefoltert und ausgenutzt haben, aber später brachten sie das hinter sich, vergaben ihren Peinigern offenbar und fuhren fort, ihr Leben zu leben.
Unter diesem Eindruck betrachtete ich mich selbst und stellte fest, dass nicht nur Bären, sondern jede Spezies und jedes einzelne Tier einfach nur leben will.
Tiere wollen respektiert werden und sie lieben ihr Leben ganz so, wie wir es tun. Und wenn man sich die Zeit nimmt und Tiere beobachtet, dann wird man mit Leichtigkeit feststellen, dass sie sehr wohl verstehen, was um sie herum geschieht. Sie reagieren mit Angst in unsicheren Situationen, sie sind neugierig auf Neues und sie sind gelassen, wenn sie unter sich sind.
Deshalb hörte ich auf, Tiere zu essen. Ich wollte nicht, dass irgend jemand diese Lebewesen tötet, damit ich etwas zu essen habe.
So wurde ich Vegetarier. Allerdings muss man nicht unbedingt in einer Tierschutzorganisation arbeiten, um sich für Tiere einzusetzen. Es reicht, einfach auf sein Herz zu hören, denn die Tierliebe steckt in jedem.
In Vietnam gibt es nicht viele Vegetarier und die Menschen haben eine Menge Fragen zu fleischloser Ernährung.
“Wo bekommst du dein vegetarisches Essen?"
“Ist es nicht einfacher Fleisch zu essen?”
“Wie stellst Du sicher, dass Du alle Nährstoffe bekommst, wenn Du nur pflanzliche Nahrung isst?”
Aber die Wirklichkeit ist viel simpler, als diese Fragen suggerieren mögen.
Vietnam ist sehr landwirtschaftlich geprägt und es gibt eine Menge verschiedener Gemüse, Früchte, Wurzeln, Kräuter, Hülsenfrüchte und Nüsse und die sind auf jedem lokalen Markt zu haben.
Aus Chinakohl, Tofu, Tomaten, Reis und Pilzen kann ein typisches Gericht gemacht werden. Ich liebe auch Rettich, Okra, Kohlrabi, Pak Choi, Bittermelone, Auberginen oder Wasserkresse. Jedes Gericht kann mit frischen Kräutern wie Minze, Basilikum, Koriander, Dill oder Petersilie verfeinert und mit Gewürzen wie Kurkuma, Ingwer, Zitronengras, Galgan oder Tamarinde gewürzt werden.
Einige meine vietnamesischen Lieblingsspeisen sind grüner Papayasalat, gedämpfte Gurke mit einem Erdnuss- und Sesamdip, würziger Zitronengrastofu und karamellisierte Pilze mit Pfeffer. Die Zutaten sind hier überall erhältlich und sie sind alle absolut lecker.
Was ich an Fett benötige, wird durch pflanzliche Öle aus Erdnüssen, Sojabohnen und Sonnenblumenkernen gedeckt, da gibt es genug Möglichkeiten und mein Körper hat alles, was er braucht.
Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass das, was wir essen, auch unser Verhalten und unseren Charakter bestimmt – es macht wirklich Sinn, sich einmal Gedanken darüber zu machen, was man so zu sich nimmt.
Ich bin sehr froh, dass ich mich dazu entschlossen habe, kein Fleisch mehr zu essen. Das wird sich niemals mehr ändern.