Animals Asias Arbeit, die Prinzipien des Tierschutzes asiatischen Zoos einzuführen, beinhaltet regelmäßige, von Experten organisierte Workshops in China und Vietnam.
Zoowärter Lou Yi aus Hangzhou war Gast einer Präsentation von Hilda Trez, Verhaltensmanagerin im US-amerikanischen Phoenix Zoo. Er erzählt, wie die Präsentation ihn persönlich beeinflusste und das Leben der Tiere vor Ort verbesserte.
Wir haben sieben Schimpansen. Zwei Erwachsene und fünf Junge, die vor dem Workshop in zwei Gruppen lebten.
Durch Hilda lernten wir, dass Schimpansen eine sehr soziale Spezies sind. Ihre Sozialstruktur sorgt für deren körperliches und geistiges Wohlbefinden und reduziert außerdem Stress und abnormales Verhalten. Hilda lehrte uns, wie wir durch das Einbinden der Schimpansen in soziale Gruppen die Tierpflege, den Tierschutz und die öffentliche Bildung im Zoo verbessern können.
Nach der Diskussion mit Management und Tierwärtern begann Hilda, die Schimpansen zu integrieren. Als die sieben Schimpansen zusammengebracht wurden, waren die jungen Schimpansen sehr lebhaft und die älteren damit beschäftigt, auf sie aufzupassen. Sie stritten und bissen sich nicht, was für uns eine große Erleichterung war.
Über die fünf Tage des Workshops konnten wir die sieben Schimpansen in eine Gruppe eingliedern. Seitdem nun ein Jahr vergangen ist, denke ich, dass die Integration überaus erfolgreich verlaufen ist. Die jüngsten zwei Schimpansen stehen nun unter der Obhut der zwei erwachsenen Weibchen und werden nicht länger von den anderen schikaniert. Die zwei erwachsenen Weibchen zeigen die deutlichsten Veränderungen, nachdem sie mit den jüngeren zusammengebracht wurden. Sie sind jetzt viel aktiver und haben größeren Appetit als vorher.
Wegen ihres vollen Terminkalenders musste Hilda Hangzhou verlassen, um ihre Arbeit in anderen Zoos fortzusetzen. Sie steht aber über Animals Asia noch in Kontakt mit uns und findet weiterhin die Zeit, unsere Fragen zu beantworten.
Eine wichtige Lektion, die wir von Hilda lernten, ist das zur Verfügung stellen von Einstreu in den Gehegen. Vor dem Workshop verwendeten wir keine Bodensubstrate. Hildas Ausführungen über die Wichtigkeit solcher Substrate öffnete uns die Augen und vertiefte unser Wissen darüber. Schimpansen bauen ihre Nester gerne selbst und so ist es wichtig, ihnen jeden Tag Nistmaterial zur Verfügung zu stellen, um so ihre natürlichen Verhaltensweisen zu fördern.
Seit Hildas Training geben wir den Schimpansen Nistmaterial und es funktioniert fantastisch! Wir haben verschiedene Sorten ausprobiert, wie Heu, Holzspäne und Rindenmulch. Nach dem Erfolg im Schimpansengehege fingen wir an, auch in anderen Gehegen Substrate zur Verfügung zu stellen, so zum Beispiel für die Goldmeerkatzen, und es erwies sich als äußerst effektiv – die Affen lieben das Substrat so sehr!
Wir begannen auch damit, das natürliche Verhalten der Affen anzuregen, indem wir Futter unter das Substrat mischten. Dadurch wird es ihnen erschwert, ihr Futter zu finden und sie verbringen mehr Zeit mit dessen Suche. Nach dem Workshop führten wir auch weitere Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere ein. Wir folgten dabei Hildas Empfehlungen und besorgten Futterspielzeuge, Strickleitern und Hängematten aus Feuerwehrschläuchen. Die Schimpansen lieben die Spielzeuge und verbringen viel Zeit mit ihnen.
Während der Pausen sprach Hilda auch mit vielen jungen Kollegen, die in den letzten Jahren ihren Collegeabschluss gemacht hatten. Sie hatten Fragen zur Tierpflege, Substraten, dem Verhalten von Tieren und zu den Möglichkeiten, dieses Verhalten artgerecht zu fördern. Hilda hatte immer sehr detaillierte Antworten parat. Als Anfänger im Gebiet der Tierpflege konnten wir eine Menge von ihr und dem Workshop lernen.