Jahrzehnte der Ausbeutung in Filmen haben dazu geführt, dass die Öffentlichkeit Schimpansen fälschlicherweise als fantastische Unterhaltungskünstler missinterpretiert. In Wahrheit zählen sie jedoch zu den gefährdeten Arten.
Text von Brooke Aldrich, Animals Asia
Wenn Sie in den letzten Jahren einen Abend im Kino verbracht haben, sind Ihnen vielleicht Schimpansen oder Kapuzineraffen aufgefallen, die in Filmen wie “The Wolf of Wall Street”, “Hangover 2” oder “Nachts im Museum” auftraten.
Manche Cineasten mögen die Possen der „niedlichen“ Primaten als amüsant empfinden. Tierfreunde tun es nicht. Die Tiere wurden verkleidet, infantilisiert und dazu gezwungen, unnatürliche Verhaltensweisen anzunehmen – Aufnahme für Aufnahme, Szene für Szene.
Anders als Menschen, die nach Ruhm streben, träumen Schimpansen und Kapuziner nicht davon, Hollywood zu erobern. Die „Schauspielerei“ bedeutet für sie nur eines: schreckliche Grausamkeit.
Diese beginnt zumeist schon früh in ihren Leben. Viele der Primaten, die dazu gezwungen werden in Filmen, dem Fernsehen, in Zoos oder Zirkussen aufzutreten, entreißt man früh ihren Müttern. Ihre Hilflosigkeit macht es den Trainern einfacher sie zu manipulieren.
Am Ende ihrer sogenannten Karriere – wenn sie zu alt für das Showgeschäft sind und körperlich zu stark, um sich noch einfach kontrollieren zu lassen – verstößt man diese „Schauspieler“ zumeist. Sie landen in armseligen Einrichtungen, für den Rest ihres Lebens in einen Käfig gesperrt. Oft sind sie von jeglicher sozialen Interaktion abgeschnitten oder werden sogar eingeschläfert.
Dennoch, wenn man die Primaten auf der Leinwand sieht, kann man sich kaum das wahre Ausmaß ihres Leidens vorstellen.
Meine jüngste Untersuchung legt nahe, dass dies zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass Schimpansen oft in Filmen „grinsen“ oder „lächeln“. Dies wiederum ist eine der einfachsten und natürlichsten Ausdrucksweisen von Freude im Kontext des Homo Sapiens, doch für Primaten ist es in Wirklichkeit eine Grimasse, die oftmals Angst und Stress bekundet.
Es ist daher gut möglich, dass Schimpansen, die dazu trainiert wurden, in Filmen zu grinsen, in Wahrheit gelernt haben, Angst auf Kommando zu zeigen.
Ausgebeutet und bedroht
In der Analyse von Filmtrailern der letzten 20 Jahre, die „schauspielernde Primaten“ enthielten, zeigte sich, dass die Tiere überwiegend menschliche Handlungsweisen ausführen – wie etwa das Putzen der Zähne. Traurigerweise verstärkt dies nur das tiefe Missverständnis, dass die Menschen diesen außergewöhnlichen Tieren gegenüber entwickelt haben.
In unserem Bestreben, Tieren menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen zu verleihen, fügen wir ihnen großen Schaden zu. Indem wir Primaten wie Schimpansen falsch darstellen und uns weigern, sie zu akzeptieren wie sie sind, nehmen wir ihnen die Würde und schränken ein, was sie zu einer einzigartigen Spezies macht.
Noch besorgniserregender ist, dass der fortgesetzte Einsatz von Affen in Hollywood-Blockbustern, Fernsehshows und Werbespots das öffentliche Fehlbild hervorruft, dass Primaten keine bedrohten Tiere seien.
Tatsächlich jedoch sind ganze 60% aller Primaten-Arten heute vom Aussterben bedroht. Schimpansen sind auf der Roten Liste der IUCN (International Union for the Conservation of Nature) seit 1996 als bedroht verzeichnet. Die natürliche Population steht unter ständiger Gefahr durch Wilderer und verliert mehr und mehr an Lebensraum durch Abholzung, Bergbau und andere landwirtschaftliche Interessen.
Im Gegensatz zu Schimpansen und Kapuzineraffen ist der Einsatz von Orang-Utans in Spielfilmen in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen. Sie werden bereits seit 1970 in dem US-amerikanischen Endangered Species Act geführt, was es stark erschwerte sie für Filme zu „nutzen“.
Es war ein willkommener, wenn auch verspäteter, Schritt in die richtige Richtung.
Doch um wirklich einen Unterschied zu machen, muss die Unterhaltungsindustrie in den USA und darüber hinaus aufhören, Primaten wie Filmaccessoires zu behandeln. Sie muss zudem aufhören, die Tiere auszubeuten und beginnen sie als lebende, atmende Wesen wahrzunehmen, die Schmerzen, Angst und Stress empfinden.
Wenn sie das nicht tut, besteht die große Gefahr, dass die nun immer schwieriger zu „nutzenden“ Schimpansen durch Kapuzineraffen ersetzt werden – genau wie diese nach den 70er Jahren die Orang-Utans ersetzten.
Falls Sie es noch nicht getan haben: Helfen Sie diesen Tieren, indem Sie unsere “No Voice, No Choice”-Petition unterschreiben. Gemeinsam können wir Filmemacher, Zirkusdirektoren und Zoomanagern eindeutig klarmachen, dass wir die Grausamkeit von Tiervorführungen nicht akzeptieren.