Wenn unsere Bären sterben...

Wir alle kennen den Spruch, dass der Tod zum Leben gehört. In den vergangenen 26 Jahren haben wir uns zwar gegen die Realität des Todes gewappnet, doch wir standen mit gebrochenem Herzen an den Gräbern zu vieler Bären, die niemals so bald schon hätten sterben sollen. Während wir um einen weiteren Bärenfreund trauern, wissen wir nur allzu gut, dass die Bärenfarmen eine Industrie darstellen, der früher oder später 100% unserer Bären zum Opfer fallen, wenn sie ihr Leben durch ihre grausamen und tiefgreifenden Praktiken verlieren.

Am meisten macht mir oft zu schaffen, unsere professionellen Teams zu sehen, meine Freunde, wie sie in stiller Trauer den Kopf gesenkt halten, und zu wissen, was in ihnen vorgeht. Es ist die menschliche Natur. Sich zu fragen, sich selbst zu konfrontieren: „Habe ich etwas falsch gemacht? Hätte ich mehr tun können?“

Jedes Mal, wenn wir eine Rettung durchführen, ist es dasselbe. Der entsetzliche Zustand, in dem sich die Bären in den Käfigen befinden, erschüttert Menschenverstand und guten Glauben. Wir sehen sie an, und es schwirrt uns der Kopf. Und wenn wir es nicht zueinander sagen, dann zu uns selbst: „Wie konntest du nur so leben? Wie konntest du so lange überleben?“ Flüchtig erlauben wir uns eine Sekunde oder zwei der emotionalen Qual, der alles verschlingenden Verzweiflung, dann sammeln wir uns und werden so professionell, so wie die Bären uns brauchen.

Eine feste Gruppe qualifizierter Menschen mit jahrzehntelanger Erfahrung. Alle wissen, dass nichts wichtiger ist, als diese Bären aus der Finsternis ihrer Käfige herauszuholen und in das Licht unserer Rettungszentren zu bringen. Es wird Bestand aufgenommen, es wird dokumentiert, jedes körperliche und psychische Symptom wird verzeichnet, während wir ihnen erzählen, dass sie sich bald zu Hause an einem Ort der Freundlichkeit befinden werden. So halten wir es bei jedem Bären, den wir retten.           

Und wenn in unseren Rettungszentren ein neues Leben beginnt, wissen wir, dass wir es ihnen allen schuldig sind, sie zu heilen. Sie zu stärken, ihnen zu helfen – Bär zu sein.

Denn das ist die Welt unserer Tierärzte, unserer Tierarzthelfer, unserer Verhaltensfachleute und unserer Bärenpflegeteams – an jedem einzelnen Tag. Auch wenn wir den Bären nicht helfen können, ewig zu leben, so können wir ihnen doch helfen, ein gutes Leben zu leben.

Daher sehen Sie es uns bitte nach, wenn wir um ein paar Tage Zeit bitten, um zu trauern, bevor wir den Tod eines Bären bekanntgeben. Da gibt es Gefühle, die gefühlt werden wollen, und Autopsien, die durchgeführt werden müssen, es gibt Geschichten zu erzählen und Bilder zusammenzusammeln, Erinnerungen werden wach und bewahrt… an einen Freund, den wir geliebt und verloren haben. In schweren Zeiten wie diesen müssen wir alle die Kraft aufbringen weiterzumachen. Uns daran zu erinnern, wie weit wir gekommen sind, wie viele Bärenleben wir gerettet und verbessert haben, wie viele Gefühle und Einstellungen wir in Asien verändert haben. Wie unsere Arbeit dazu führt, die Bärengallefarmen in Vietnam bis 2026 zu schließen, indem wir aufzeigen, dass Freundlichkeit das Heilmittel ist.

Wir tun weiterhin alles, was wir können, um jeden Bären zu erreichen, der gerade in diesem Augenblick da draußen ist, eingesperrt und auf seinen Tag in der Sonne wartend. Wir machen weiter mit Rettungen, Genesung, Rehabilitation und Forschung, so wie wir es fast 30 Jahre lang und für fast 700 Bären getan haben. Es ist unser Job und unser Privileg, an Körper und Geist gebrochene Bären zu heilen – ihnen dabei zu helfen, für den Rest ihres Lebens Bär zu sein.

Und das tun wir, weil es Sie gibt, und wir tun es mit Ihnen.

Denn wie viel Zeit ihnen auch bleibt, ihre Tage sind voller Glück im Herzen und Freiheit von Schmerz. Um ersten Mal in ihrem Leben atmen sie die frische Bergluft, sie wärmen sich unter blauem Himmel in der Sonne, und ihre Augen blinzeln neugierig anderen Bären zu, die bald ihre Freunde werden. Zum ersten Mal haben sie Vertrauen und Lebensfreude gefunden, und wenn ihre Zeit gekommen ist, werden sie mit dem Wissen sterben, dass sie frei sind.

Und so feiern wir sie, trotz der Tage, an denen wir frustriert gegen Wände treten und uns gegenseitig in die Arme nehmen, um uns auszuweinen, wenn ein Bär den letzten Atemzug getan hat: Wir feiern die Bären, die Teams, die wir lieben, und eine wundervolle Gemeinschaft von Menschen in aller Welt, die genau wie wir alle Tiere respektieren und mit ihnen mitfühlen und sich um ihr Überleben sorgen.

Menschen, die genau wie wir wissen, dass sich die Wellen der Freundlichkeit ausbreiten, wann immer Freundlichkeit heilt.

Die Bärenfarmen sind in Vietnam bald geschlossen, und wir danken unseren Bären, die noch leben, und denen, die zu früh starben. Denn ihr Mut und ihr unbeugsamer Geist haben uns gestärkt und halten unsere Hoffnungen am Leben, bis kein Bär zurückgeblieben ist.

In Liebe, in dankbarer Verbundenheit von uns allen in all unseren Zufluchtsstätten des Friedens in China und Vietnam.