Nach 14 Jahren in einem Käfig, hat der gerettete Mondbär Ti Map schließlich seine Angst überwunden und betritt das Gras des Freigeheges seiner neuen Heimat.
Ti Map wurde von Animals Asia im März letzten Jahres gerettet und aus der Provinz Binh Thuan, fast durch ganz Vietnam hindurch, in das Rettungszentrum transportiert.
Seitdem hat dieser schöne Bär, der niemals Freiheit kennengelernt hat, langsam und in aller Stille seine herausfordernde Rehabilitation begonnen.
Nachdem er sediert wurde, damit man ihn aus seinem Käfig holen konnte, setzte die Atmung bei Ti Map zweimal aus. Durch das rasche Handeln von Joost Philippa, unseres Cheftierarztes, konnte sein Herz jedoch wieder in Gang gesetzt werden.
Von da an wurde Ti Map, der Name bedeutet etwa „Pummelmaus“, von seinen Pflegern besonders genau beobachtet. Tag für Tag schien es ihm klarer zu werden, dass sein Leben eine drastische Wendung genommen hat und dass es keinen Weg zurück in den engen Käfig geben würde.
Als es so weit war, dass Ti Map, zum ersten Mal in seinem Leben, hinaus auf das Gras gehen konnte, war er verständlicherweise sehr zurückhaltend. Er starrte zunächst wochenlang durch die offene Stalltüre, bis er schließlich allen Mut zusammennahm und hinaus ging.
Sarah Dempsey, Bärenmanagerinbei Animals Asia:
„Zum Glück fällt es Ti Map nun viel leichter, auf dem Gras zu gehen. Er fühlt sich noch nicht vollständig wohl dabei, draußen zu sein und zieht es immer noch vor, im Stall zu bleiben Für einen Bären, der sein ganzes Leben eingesperrt war, ist das keine ungewöhnliche Reaktion. Er muss noch lernen, sich mehr zuzutrauen und er muss begreifen, dass das Leben im naturnahen Freigehege mit der Möglichkeit, nach Futter suchen zu können, viel schöner ist, als das, was er aus seiner Vergangenheit als normal ansieht.“
Vom Beginn seiner Rehabilitation an, schien es, als wenn Ti Map mehr Probleme damit hat als andere Bären. Selbst, wenn diese noch mehr unter der Käfighaltung, ungenügender Ernährung und Gallenextraktionen litten.
Glücklicherweise wurden bei einer Bauchspiegelung, die unser Spezialist Romain Pizzi bei der letzten Gesundheitsüberprüfung durchführte, bei Ti Map keine Schäden an der Gallenblase entdeckt.
Sarah weiter:
„Unglücklicherweise zeigt es sich, dass Ti Map auf vermeintlich normale Dinge ganz anders reagiert als die anderen Bären. Er ist schreckhafter, unsicherer und schneller verängstigt. Andererseits reagiert er auch oft langsamer auf Reize aus seiner Umgebung, sogar, wenn es sich um Leckerbissen oder Spielzeug handelt.“
Weil er nie Kontakt mit anderen Bären hatte, und auch nie das Vergnügen auf Futtersuche nach passender Nahrung gehen zu können, ist seine sensible Seele nun wohl ziemlich auf das Fressen fokussiert. Überdies sind seine sozialen Fähigkeiten immer noch sehr eingeschränkt.
Sarah fügt hinzu:
„Sein einziges Interesse gilt gewöhnlich dem Stöbern nach Fressbarem, möglichst in der geschützten Umgebung seines Stalles. Wird er von anderen Bären angeraunzt, wirkt er sehr überrascht und sieht ziemlich verwirrt aus. Zur Fütterungszeit zankt er sich gelegentlich mit anderen Bären und wenn er auf seine Abendmahlzeit wartet, wird er manchmal etwas ungemütlich.“
„Er beginnt nie damit, mit anderen Bären zu spielen. Aber er balgt sich manchmal mit Jungs wie Parley, Milagro und Raymond, die allesamt freundliche und verspielte Bären sind. Aber nur, wenn die auf ihn zu kommen und wenn nichts mehr zu Fressen da ist!“
„Die Anpassung an ein vollständig neues Leben in einer neuen Umgebung ist nicht leicht für seelisch verstörte Bären wie Ti Map. Es braucht seine Zeit, bis der Umgang mit anderen Bären gelernt ist. Aber wir sehen eine freundliche und gutmütige Persönlichkeit heranwachsen.“
Lass dir Zeit, Ti Map, wir werden dich bei jedem Schritt auf dem Weg unterstützen.