Pickle Nicol kennenlernen

Pickle Nicols Weg aus einem Dasein voller Schmerz in ein friedliches, geschütztes Leben

Pickle Nicol gehörte zu den 132 Bären, die 2013 auf einer ehemaligen Gallefarm in Nanning, China entdeckt wurden. Obgleich man die Galleextraktionen schon zwei Jahre zuvor eingestellt hatte, waren die Folgen der Quälerei überall zu sehen.

Als der neue Grundbesitzer die erbärmlichen Zustände zu Gesicht bekam – kleine, trostlose Höfe, wenig Wasser, schlechtes Futter und überhaupt keine medizinische Versorgung – wandte er sich um Hilfe an Animals Asia. Und so begann eine unserer ehrgeizigsten Missionen.

Acht Jahre blieben wir in Nanning, versorgten die Bären und bemühten uns um die Transportgenehmigungen, die wir für ihre Freiheit brauchten. 2021 öffneten sich endlich die Tore, und für Pickle Nicol, einst gebrechlich und vergessen, begann der Weg nach Hause.

Wunden und Narben außen und innen

Als wir Pickle Nicol kennenlernten, war sie knochendürr. Sie war mit nährstoffarmen Getreidesemmeln und Kleiebrei gefüttert worden.

Die meisten ihrer Zähne hatte sie verloren und einige waren geschädigt, die Krallen hatte man ihr entfernt, und eine blaue Linsentrübung breitete sich in ihrem rechten Auge aus. Auf dem Bauch hatte sie eine tropfende Wunde – Überbleibsel der brutalen Galleextraktion, die sie erduldet hatte. Und ihr Kopf war voller tiefer Narben vom Reiben und Schütteln: Zeichen eines Geistes, der versucht, mit einem Trauma zurechtzukommen.

Trotz alledem war Pickle Micol voller Sanfmut. Weise. Ihr Geist war zwar angeschlagen, aber nicht gebrochen.

Die Heilung beginnt

Unser Team machte sie mit frischem Obst und Gemüse vertraut, mit kühlenden Duschen, mit Eisblöcken, in denen Leckereien steckten, und mit täglichen Verhaltensanreicherungen wie belaubten Ästen und Spielzeug. Stöbermaterial bot Anregung, und Plantschbecken sorgten für Spaß.

Besonders liebte sie ihre Schlauchduschen, und einmal schlug sie sich auf den Oberschenkel, um mehr einzufordern, nachdem das Abspritzen zu Ende war – ein Augenblick voller Freude und Heilung.

Pickle Nicols Weg der Genesung war lang. Ihre Zähne wurden ihr zur Schmerzlinderung gezogen, und später entfernte man ihr während einer schwierigen, dreistündigen Operation die erkrankte Gallenblase.

Danach stellten ihre Pfleger eine Veränderung fest: Ihr stereotypes Verhalten schwächte sich ab, Fell wuchs nach und sie legte an Gewicht zu. Der Schmerz war fort… Endlich konnte sie ihr Futter genießen.

Endlich zu Hause

Im Mai 2021 traf Pickle Nicol im Rettungszentrum von Animals Asia in Chengdu ein. Nach ihrer Quarantäne wurde sie allmählich an geräumigere Gehege gewöhnt, in denen sie sich bewegen und etwas entdecken und endlich Bär sein konnte. Ihr Pflegeteam beobachtete weiterhin ihr Sehvermögen: Sie ist aufgrund von Netzhautdegeneration teilweise blind, doch sie bewegt sich voller Selbstvertrauen mit Instinkt und Freude durch ihre Welt.

Liebe und Freundschaft

Zu gegebener Zeit wurde Pickle Nicol mit Wilberforce zusammengebracht, einem anderen Bären aus Nanning. Die beiden wurden unzertrennlich, spielten und rangelten zusammen und schliefen aneinander geschmiegt im selben Korb. Pickle Nicols neue Freundschaft war wie eine warme, weiche Decke.

Als Wilberforce verstarb, trauerte Pickle Nicol um ihren engsten Freund. Doch die Liebe fiel ihr wieder zu in Gestalt der sanften Shanti, die ihr half, die Trauer zu überwinden. Solche Beziehungen erinnern uns daran, dass Bären genau wie wir tiefe Empfindungen hegen.

Pickle Nicol heute – mutig, wunderschön, geliebt

Heute geht es Pickle Nicol gut. Die unverwechselbaren streifenförmigen Narben auf ihrer Stirn sind das Zeichen ihres Überlebens. Obgleich ihre Vergangenheit voller Schmerz war, sind ihre Tage jetzt reich an Wärme, Wahlmöglichkeiten, Spiel und Frieden. Sie ist umgeben von Freunden – Menschen wie Bären -, die sie genau so lieben, wie sie eben ist.