Olivia kennenlernen

Olivias Weg aus einem Leben im Elend zu Hoffnung, Heilung und Glück

Als die Mitarbeiter von Animals Asia auf der ehemaligen Bärengallefarm in Nanning, China, eintrafen, fiel ihnen Olivia ganz besonders ins Auge. Nicht nur wegen ihrer auffälligen Sichel in der Farbe des Sonnenuntergangs, sondern auch durch die Tiefe ihres Leids.

Ihre Eckzähne verrotteten und stanken aufgrund von Entzündungen. Die Krallen ihrer Vorderpfoten waren ihr auf ungeschickte Weise entfernt worden, sodass sich ihr jetzt deformierte Nägel schmerzhaft in die Haut bohrten. Ihre Ohren hatte man kupiert. Ihre Nase war geschädigt – wahrscheinlich durch einen Nasenring. Ihr Gesicht trug die Merkmale ständigen Reibens am Gitter. 

Doch mitten in all der Qual hielt Olivia durch.

Die Tierärzte von Animals Asia entdeckten, dass Olivia keine Galleextraktionen hatte erdulden müssen. Wahrscheinlich war sie als Zuchtbärin gehalten und für „wertvoller“ erachtet worden. Doch ihr Körper erzählte eine andere Geschichte: lebenslange Verstümmelung, Mangelerscheinungen, Vernachlässigung.

Heilung beginnt mit Fürsorge

Unsere Tierärzte führten bei Olivia einen umfangreichen Eingriff durch, bei dem alle vier entzündeten Eckzähne entfernt worden, und sie erhielt Antibiotika zur Behandlung der angrenzenden Knochenmarksentzündungen. Ihre Erleichterung war sofort spürbar. Im Laufe der Zeit heilte ihr Maul sehr schön ab, und ihr Appetit und Lebensfunke kehrten zurück.

Von den allerersten Tagen in Nanning an reagierte Olivia auf die Freundlichkeit, die sie erlebte. Sie verschlang frisches Obst und Gemüse, genoss Bananenstücke und Erdbeermarmlade mit ihren Medikamenten und begann mit der vorsichtigen und neugierigen Erkundung ihrer neuen Welt.

Olivia heute – voller Widerstandskraft, strahlend, außergewöhnlich

Heute geht es Olivia weiterhin sehr gut. Gegen Arthritis erhält sie Schmerzmittel. Sie plantscht in ihrem Wasserbecken, rollt sich begeistert in Strohhaufen herum und spielt fröhlich mit belaubten Ästen. Im Winder liegt sie bäuchlings in gemütlichen Strohnestern und schlummert, endlich in Sicherheit.

Olivia gehört zu unserem Programm für kooperative Versorgung, sie lernt, ihr Maul zur Kontrolle durch Tierärzte zu öffnen, sodass es nicht nötig ist, sie zu betäuben. Das Lernen folgt ihren eigenen Bedingungen, und sie wird mit Leckereien und Lob ermuntert. 

Ihre Pfleger meinen, dass es ihr so gut geht wie nie zuvor im Leben. Und obgleich sie schon fortgeschrittenen Alters ist, hoffen wir, dass Olivia noch viele friedvolle Jahre in unserem Rettungszentrum China vor sich hat.

Diese tapfere Bärin hat so viel durchgemacht. Jetzt verdient sie es, in ihrem eigenen kleinen Paradies zu leben.